"Ach, das ist nur so’n alter Dampfkochtopf, der sollte eigentlich längst weg!“ Im Stadtmuseum in Tettnang findet sich neben Ölgemälden, alten Münzen und Waffen auch Haushaltsgeschirr – wie z.B. dieser Dampfkochtopf. Ein Dampfkochtopf erzählt vom alltäglichen Leben, nicht von den großen Ereignissen. Er gehört zur Ausstattung moderner Küchen, findet sich allerdings eher im privaten Umfeld der Familie als in der Öffentlichkeit professioneller Restaurants.
Im Rahmen des vierten Seminars, das sich der Neugestaltung des Stadtmuseums Tettnang widmet, wollen wir uns der Gestaltung einer Museumsebene widmen, die immer wieder wechselnde Einblicke in das, was die Bürgerinnen und Bürger einer Stadt verbindet und was sie trennt, erlauben soll.
Essen ist nicht nur Nahrungsaufnahme. Essen ist eine ganz zentrale soziale und kulturelle Tätigkeit. Kochen ist ebenfalls wesentlich mehr als die Handlung, rohe Zutaten in essbare Mahlzeiten zu verwandeln – eine im Übrigen durchaus kulturstiftende Operation, nimmt sie doch große Teile des Verdauungsvorgangs vorweg und sorgt so dafür, dass Energien anderweitig verfügbar bleiben. Essen verbindet – die Schüssel, die man gemeinsam geleert hat, steht paradigmatisch für Gastfreundschaft – und Essen trennt – Hummerschwänze und Brotsuppen werden für gewöhnlich nicht in ein und demselben Haushalt aufgetischt.
Kochen und Essen können räumlich getrennt oder verbunden, gemeinschaftliche oder sozial fein unterscheidende Aktivitäten sein.
Das Seminar will Koch- und Küchengeschichten aus und in Tettnang sammeln und zu einer Ausstellung verknüpfen, die die Frage nach dem, was dem Sozialen Halt gibt, stellt.